Straßenumbenennung als Protestaktion – 8. März ist alle Tage, das ist eine Kampfansage

Am Vortag des 8. März, dem feministischen Kampftag, haben mehrere feministische Gruppen in Lüneburg zahlreiche Straßen umbenannt. Durch die autonome Umbenennung in Namen von FLINTA* (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, transgender und agender) Personen sowie Namen mit Bezug auf feministische Kämpfe sollen auch andere Menschen als nur Cis-Männer sichtbar gemacht werden.
Straßennamen zeigen, wem wir in unserer Gesellschaft Anerkennung und Würdigung schenken und an wen wir uns erinnern möchten. Diesen Raum geben wir aktuell zu einem bedeutenden Großteil weißen Cis-Männern. Unter den 200 häufigsten Straßennamen in Deutschland befinden sich lediglich zwei Frauen gegenüber 30 Männern. Das sieht auch in Lüneburg nicht anders aus. Wir müssen aufhören, diejenigen zu würdigen, die unterdrückende, koloniale und patriarchale Strukturen reproduzieren und davon profitieren. Stattdessen wollen wir mit dieser Aktion denen Aufmerksamkeit schenken, die trotz ihrer Unterdrückung für Gleichberechtigung und eine freiere Gesellschaft gekämpft haben. Wir wollen in der Öffentlichkeit Raum nehmen, Gedankenanstöße und Impulse geben, für Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Irritation sorgen.
Den aktuellen Straßen wie der Hindenburg- oder der Scharnhorststraße wurden neue Namen gegeben. Dazu gehörten beispielsweise Namen von Personen mit lokalem Bezug, wie Sonja Barthel. Sie war Holocaust-Überlebende und aktive Kämpferin gegen den Faschismus in Lüneburg. Ein weiteres Beispiel ist May Ayim, eine Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. Darüber hinaus wurde den Kämpfer*innen der kurdischen Freiheitsbewegung gedacht, die durch patriarchale Gewalt um ihr Leben kamen. Dazu gehören beispielsweise Evîn Goyî und Jiyan Tolhildan. Anerkennung bekommen außerdem Feminist*innen, die weltweit gegen Diskriminierung und für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen, wie Tortuguita, Lili Elbe und Lohana Berkins. Einige Straßen wurden auch mit Wortspielen versehen oder nach wichtigen Tagen, wie dem 8. März benannt.
Hiermit rufen wir auch alle FLINTA* Personen dazu auf, sich den heutigen Protesten anzuschließen. Heraus zum 8. März!

fem.trails, VVN/BdA Lüneburg und eine weitere feministische Gruppe Lüneburgs

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